Die wahrscheinlich einmalige Gelegenheit mit dem größten aller Haie und dem größten Fisch der Welt - dem Walhai - zu schwimmen, konnte ich mir nicht nehmen lassen. So hatte ich mich für den heutigen Tag mit Elaine, Sarah, Yumi, Miki, Ken und Kazu für eine "Whaleshark Expedition" angemeldet.Gegen 7:00h brachen wir zu diesem Abenteuer auf, während der Rest der Reisegruppe heute am Turquoise Bay Schnorcheln gehen wollte. Es stellte sich heraus, dass man als Expeditionsteilnehmer viel Geduld beweisen muss. So sprangen wir am Morgen nur einmal ins Wasser, um unsere Schnorcheltechnik auf hoher See unter Beweis zu stellen. Der einzige Walhai, den wir zu Gesicht bekamen, war ein Stofftier bei der Einweisung.
Während wir auf dem Wasser entlang des Ningaloo Reefs nach Walhaien Ausschau hielten, kreiste über uns ein Kleinflugzeug, um diese riesigen Meerestier, die bis zu 20 Meter lang und 34 Tonnen schwer werden können, für uns ausfindig zu machen. Die Zeit bis zum Mittagessen konnten wir uns aber damit vertreiben, Wasserschildkröten und Pottwale in der Nähe unseres Botes zu beobachten.
Nach einem ausgiebigen Lunch wurde es dann endlich spannend. Der Pilot des Flugzeuges gab über Funk durch, einen Walhai gesichtet zu haben. So wurde das Essen schnell vom Tisch geräumt und über die wellenreiche See zum Ort gerast. Dummerweise war der Walhai aber inzwischen abgetaucht und stattdessen gab es "nur" einen Manta Ray zu sehen. Da aus der Luft in der Zwischenzeit zwei weitere Walhaie ausgemacht wurden waren, sprangen wir hier aber dann doch nicht ins Wasser und fuhren sofort weiter.
Am nächsten Spot angekommen, ging alles ganz hektisch zu. Die "Spotterin" (dt. Beobachterin) sprang ins Wasser und zeigte an den Walhai gesichtet zu haben. Nachdem sie das Zeichen gegeben hatte, dass wir ihr folgen sollten, sprangen 12 ahnungslose Schnorchler in die Fluten. Gerade bei ihr angekommen und noch mit dem Kopf über Wasser, um auf wietere Anweisungen zu warten, schrie sie "He is facing us!" (dt. "Er schwimmt auf uns zu!"). Dies bedeutete für uns so schnell wie möglich die Bahn frei zu machen, wobei ich gar nicht wusste wohin, da ich das Tier bis dahin noch gar nicht gesehen hatte. Zunächst mal bekam ich bis auf die Flossen der anderen Schwimmer vor meinem Gesicht auch nichts zu sehen. Als sich die Lage dann beruhigt hatte und ich rechts und links von mir nach dem Walhai Aussicht hielt, war dieses Monstrum schon an meiner linken Seite nur wenige Meter von mir entfernt. Das Tier sah zunächst wie eine riesen schwarz, grau, weiße Wand mitten im Ozean aus. Den ganzen Umfang des Walhais konnte ich mit meinem Blick gar nicht fassen. Um diesen Moment festzuhalten zückte ich meine Unterwasserkamera und hielt drauf. Was aus dem Foto bei aller Aufregung und Nervosität geworden ist, weiß ich noch nicht. Dummerweise hatte ich nach dem Foto schon den Anschluss an das Tier und einen Teil der Gruppe verloren. Die Japaner Ken und Kazu haben etwas mehr als eine Minute neben dem Tier herschwimmen können, bevor es dann wieder abgetaucht ist. Für mich blieb es so nur bei ein paar eindrucksvollen Sekunden.
Nachdem der erste Walhai abgetaucht war und die halbe Bootsbesatzung immer noch nicht im Wasser war, suchten wir weiter. An einem zweiten Spot sprang zunächst Gruppe B ins Wasser. Nachdem unsere Gruppe dazukam hatte es sich der Walhai aber auch hier wieder anders überlegt und war in die Tiefe abgetaucht. Unsere Beobachterin sagte uns, dass unser Walhai mit 8 - 9 Meter Länge das längste Tier gewesen sei, dass Sie an diesem Ort bisher gesehen habe. Erschöpft von der Jagd konnten wir bei der Rückkehr ans Land weiteren Walen bei Ihrem Treiben zusehen.
Zurück im Camp hatten wir am Abend von einem erlebnisreichen Tag zu berichten. Da war es selbst egal, dass wir für das anstehende EM-Finale Deutschland gegen Spanien im beschaulichen Exmouth keinen Ort ausfindig machen konnten, um das Spiel zu verfolgen. Mike hielt mich in der Nacht daher per SMS auf dem Laufenden. Nach den Erlebnissen der letzten Tage hielt sich die Enttäuschung über die 0:1 Finalniederlage gegen die Spanier bei mir sehr in Grenzen. Schließlich wartete mit dem Karijini Nationalpark in den nächsten zwei Tagen ein weiteres Highlight unserer Reise auf uns.
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