Lange hatten wir keinen Plan, was wir am Silvester Abend machen wollten. Zwar wollten die meisten Freunde das Feuerwerk an der Harbour Bridge sehen, jedoch war dann nicht jeder davon zu begeistern bereits 10-12 Stunden vor Mitternacht einen Platz mit guter Aussicht zu erobern. Freundlicherweise hatte Michel angeboten, privat in seinem Apartment in der Nähe des Hyde Parks zu feiern und wir hatten uns dazu entschieden, später das Feuerwerk vom Pyrmont Point Park zu beobachten.
Was an diesem Tag in der Stadt los ist, ist echt verrückt! Nachdem wir von der Gold Coast zurück waren, hatten sich Franjo & Charlotte bei uns zu Hause einquartiert, die das Feuerwerk vom Botanical Garden sehen wollten. Bereits um 10 Uhr morgens mussten sie sich dafür in eine hunderte Meter lange Schlange einreihen. Sie berichteten, dass dort wohl Leute gecampt hatten, um die besten Plätze zu kriegen. Vor dem Bottleshop in World Square musste man auch Schlange stehen und Security Leute kontrollierten den Einlass. Bei Woolworths war schon am Nachmittag Plastikgeschirr und sogar große Wasserflaschen ausverkauft.
Nachdem die Einkäufe erledigt waren trafen wir uns zum BBQ. Leider fand sich an diesem Abend keiner, der dies so richtig unter Kontrolle halten wollte, so dass die selbst ernannten Grillmeister mehr Verkohltes ablieferten. Es wurde viel erzählt, getrunken und auch wieder Trinkspiele gespielt. Das neun Uhr Familien-Feuerwerk beobachteten wir vom Balkon, von wo aus man über den Hyde Park und St. Mary´s Cathedral einen eingeschränkten Blick auf den Hafen hatte. Ein Teil der Gruppe entschloss sich dann später nach Pyrmont zu gehen, um dort das große Mitternachtsfeuerwerk über dem Hafen und an der Harbour Bridge zu sehen. Zwar hatte man hier nicht den besten Blick auf das Geschehen, dafür lief aber alles recht stressfrei ab.
Immer, wenn wir das Jahr so Revue passieren lassen, wird uns bewusst, wie verrückt es alles ist. Die meisten Freunde sind erst im Laufe des Jahre hier in Sydney aufgeschlagen - d.h. ich kenne sie erst ein paar Monate - und doch haben wir schon so viele gemeinsame Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gesammelt. Als anfänglich Fremde in einem neuen Land, saßen wir alle in einem Boot, von dem wir nun das Steuer übernommen haben. Die Story, wie sich alles so wie Puzzlestücke zusammengefügt hat ist im Nachhinein betrachtet recht interessant. So ganz krieg ich es glaube ich nicht mehr hin, da einfach zu viel passiert ist, doch ich versuche es mal....
Fabian nannte es letztens ein Schlüsselerlebnis, dass wir bei unserem ersten Meetup der `Newcomers Network Sydney´ (Anfang Februar) die Französin Raphaelle getroffen hatten. Das Treffen fand in der Piano Bar des Mezien Hotels statt. Der rote Teppich vor dem Hotel hätte mich fast dazu bewogen, an diesem Abend umzudrehen, da ich bezweifelte, dass dies der richtige Ort sei, um die richtigen Leute zu treffen. Fabian überzeugte mich dann aber, reinzugehen...nach zwei Bier könnte man dann ja auch gehen. Wir blieben in Kontakt mit Raphaelle und trafen uns gelegentlich, um ins Kino zu gehen. Danach waren meine Eltern da, ich musste mich um einen neuen Job kümmern und reiste viel, so dass ich erstmal keine Meetups mehr besuchte. Beim ´International Friends´ Meetup im Pumphouse (Anfang Mai) wurde dann ein Kennenlernspiel gespielt, bei dem jeder eine Nummer ziehen sollte, um an diesem Abend die Leute mit der selben Nummer zu finden und diese kennenzulernen. Ich dachte mir noch, was für eine Kinderei und wollte erst nicht bei dem Spiel machen als Caroline mit der Nummer 8 auf uns zukam und nach Ihresgleichen suchte. Als die Organisatorin der Gruppe mir dann auch die 8 in die Hand drückte, dachte ich mir, das Spiel ist einfach, da ich ja zumindest schon von einer Person wusste. Also bin ich wieder zu Caroline und zu uns gesellte sich an diesem Abend eine abgedrehte Person, die Lifestyle Consultant als ihren Beruf nannte. Caroline und ich fanden schnell heraus, dass Fabian und ich mit Raphaelle schon eine gemeinsam Bekannte an diesem Abend hatten...da waren wir schon vier. Diese Zusammenkunft sollte sich im Nachhinein wohl als eine Fügung des Schicksals herausstellen.... Auf diesem besagten Meetup trieb sich auch Jason rum, von dem Fabian mir schon erzählt hatte, mit dem ich aber selbst zu diesem Zeitpunkt noch nicht geredet hatte. Jason plante eine Wine Tasting Tour ins Hunter Valley. Eigentlich bin ich ja kein Weinliebhaber, aber Raphaelle hatte seine Facebook Einladung weitergeleitet und Fabian mich wieder mal davon überzeugt daran teilnehmen, da man so ja vielleicht sein Netzwerk ausbauen könnte. An dieser Weinverköstigung nahmen unter anderem auch Fiona und Melissa, die ich für ziemlich abgedreht hielt, teil...da waren wir schon sieben. Dann kam mein ehemaliger Ipsos Kollege Björn aus Neuseeland rüber, dem ich zuvor jahrelang von Australien vorgeschwärmt hatte. Ich führte ihn netterweise bei einem Besuch im PJ O´ Briens in die Gruppe ein und erleichterte ihm somit die Integration. Björn´s ehemaliger Kollege Calvin, den ich beim Rugby World Cup Opening kennengelernt hatte, hatte es auch inzwischen nach Australien verschlagen und schloss sich uns auch gelegentlich an. Anfang August fand der erste Pub Crawl in Paddington statt, der von Jason und Caroline organisiert wurde. An diesem nahmen unter anderem auch Simran, Rakesh, Pierre und auch Satpal teil. Der feste Freundeskreis wuchs weiter, doch leider verloren wir auch immer wieder Leute. Nach Raphaelle mussten wir nun auch Fabian verabschieden, die beide zurück in die Heimat gingen. Bei einem der folgenden Meetups im August lernte ich Michel und Bart kennen. Michel überraschte mich, da er wie ein Asiate aussieht, aber Franzose ist. Bei Bart wusste ich sofort, dass er Holländer ist, nach dem er sich vorgestellt hatte. Lustigerweise fanden wir heraus, dass er auch an der Grenze wohnt und unsere Heimatorte weniger als 30 Minuten voneinander entfernt liegen. So fern der Heimat sind Holländer gar nicht so schlimm. Ende September organisierte ich für das lange Labour Day Wochenende eine Tour nach Port Stephens, an der 12 Leute teilnahmen. Während meines Heimaturlaubs in Deutschland, wurde Fatma verabschiedet, auf deren Abschiedsfeier ihre ehemalige Kollegin Yvonne zur Gruppe stieß. Bei einem BBQ später im Jahr in Michels Apartment, traf ich zum ersten mal seinen Mitbewohner Matt und Nachbarn Bruno. Fransiska lernten wir im November über Björn kennen und Esther, eine Kollegin von Bruno, nahm an unserem Gold Coast Urlaub über Weihnachten teil. Was für ein Kommen und Gehen... Da inzwischen Alle ein langfristiges Visum haben, hat sich aber wohl ein recht stabiler Freundeskreis in diesem Jahr gefunden.
Auf das, was ich hier im letzten Jahr erreicht und aufgebaut habe, blicke ich stolz und zufrieden zurück. Wie heißt es so schön in einem Borussen Lied: ´Stolzer Blick zurück, volle Kraft nach vorn´. In diesem Sinne werde ich hier weitermachen...