Am letzten Wochenende habe ich mit Fabian eine Tour in die australische Hauptstadt Canberra unternommen. Obwohl Canberra die Hauptstadt Australiens ist, verschlägt es hier deutlich weniger Touristen hin als beispielsweise nach Sydney oder Melbourne, da es abseits der Touristenroute entlang der Küsten im Bundesstaat Australian Capital Territory etwa 300 km südwestlich von Sydney liegt.
Nachdem ich nun das zweite Mal in Australien bin und das ACT der einzige bisher noch nicht von mir besuchte Bundesstaat war, wollte ich mir ein eigenes Bild von der Stadt machen. Die Bewertungen der Hauptstadt gingen weit auseinander. Es scheint so, als ob man diese Stadt, die im Jahr 1911 in einem Design Wettbewerb auf dem Reißbrett geplant wurde, entweder liebt oder hasst. Da Melbourne und Sydney sich zu dieser Zeit um den Regierungssitz stritten, wurde Canberra als Kompromisslösung gegründet.
Am Freitag Abend traten wir nach getaner Arbeit die 3-stündige Fahrt mit dem Murrays Bus von Sydney nach Canberra an. Eigentlich hatte ich ja gedacht, den dicken Fleece in Australien nicht mehr tragen zu brauchen. Doch zum Glück waren wir vorgewarnt, denn in Canberra erwartete uns kühle Nächte und Morgenstunden mit Minustempearturen. Am ersten Morgen zeigte das Thermometer -3 Grad an. Zum Glück war es während des Tages aber dann immer sonnig und deutlich wärmer, was nicht zuletzt auch wegen der bunten Blätter an schöne Herbsttage in der Heimat erinnerte.
Warm verpackt traten wir nach dem Frühstück am ersten Tag den Fußmarsch zur Anzac Parade und dem War Memorial an. Das Australian War Momerial ist die nationale Gedenkstätte für gefallene, australische Soldaten, die in den Weltkriegen und anderen Konflikten mit australischer Beteiligung ihr Leben für das Land gelassen haben.
Wir schlossen uns hier einer mehr als 1,5-stündigen Führung an, die auch das angeschlossene Militärmuseum mit einschloss. Unter anderem werden Kriegsszenen hier plastisch in Modellbauten veranschaulicht.
Entlang der Denkmäler spezifischer Kriege und Truppen gingen wir dann über die Anzac Parade und durch den Park am Lake Burley Griffin in das heutige Regierungsviertel.
Dieser Stadtteil wirkte mit seinen breiten mehrspurigen Straßen und weiten Grünanlagen zwischen den einzelnen Verwaltungsgebäuden und Museen am Wochenende wie ausgestorben. Hier besuchten wir das Wissenschafts- und Technologiemuseum Questacon, das interaktive Ausstellungen mit "hands on experience" und Unterhaltungswert zu bieten hatte.
Von dort aus ging es dann weiter vom Old Parliament House zum Parliament House am Capital Hill, das seit 1988 Sitz der australische Regierung ist. Wir entschlossen uns dazu, am nächsten Tag hier noch einmal eine Führung mitzumachen.
Nachdem wir in der Nacht die unverdiente Niederlage der Bayern gegen Chelsea im diesjährigen Champions League Finale gesehen hatte, kam die zweite schlechte Nachricht beim morgendlichen Duschen, als es im Hostel kein warmes Wasser gab. Den Tag ließen wir zunächst ruhig angehen und nahmen dann einen Bus zum Parliament. Auf der Führung lernten wir Interessantes zur Architektur des Gebäudes und bekamen einen Einblick in die Sitzungssäle des House of Representatives (grün) und des Senates (rot). Von oben betrachtet hat das Gebäude die Form zweier Boomerangs. Das Mosaik auf dem Vorplatz erinnert an die Aboriginal Kultur und die Ursprünge des Landes. Höchster Punkt des Gebäudes bildet ein 81 Meter hoher Fahnenmast.
Insgesamt ist Canberra eine interessante Stadt, die meiner Meinung nach auch sehenswert ist. Ich verstehe, wenn Touristen, den Abstecher hierhin scheuen. Für mich war es aber, nachdem ich insgesamt nun 1,5 Jahre in Australien gelebt habe und gerade auch wegen seiner Nähe zu Sydney, definitiv eine Reise wert. Die Ruhe in der Stadt und frische Luft in der Natur hatte auch etwas von Naherholung.